Backpacking

Usbekistan – Expedition zum Teshiktosh

Wir hätten in Boysun theoretisch den öffentlichen Bus um 11:00 nach Machay nehmen können (7.000 Som) und uns dann in dem wirklich sehr großen Bergdorf durchfragen können zu einem Dolmetscher, zu einer Gastfamilie und zu einem Guide nach Teshiktosh. Das hätte sicher zwei Stunden gedauert. Stattdessen haben wir die am Vorabend arrangierte Verabredung mit der Englisch-Lehrerin Munis genutzt. Munis war sehr hilfsbereit und hat uns einen Fahrer, einen Guide, eine Dolmetscherin (sie selber) und eine Gastfamilie organisiert!

Die Fahrt mit dem alten Soviet-Jeep von Boysun durch die Berge bis zur Gastfamilie in Machay hat knappe 2 Stunden gedauert und war wirklich abenteuerlich. In Deutschland wären derartige Straßen geschlossen! Die Familie hat uns wirklich sehr herzlich empfangen. Wir haben ein Zimmer mit zwei weichen Matte erhalten, auf denen wir unsere Schlafsäcke ausrollen konnten. Abends nach der Wanderung gab es ein leckeres Dinner im Kreise der Familie und morgens ein ausgiebiges Frühstück. Dank unserer Dolmetscherin waren endlich auch mal ausführliche Unterhaltungen möglich: über Obstanbau, Nutztierhaltung, Militär und die Parallelen zwischen der DDR und SSR (Usbekische Soviet Sozialistische Republik). Ich habe auf meinen Reisen noch nie so herzliche Menschen getroffen. Unseren Wunsch, ihnen wenigsten 10$ als kleines Dankeschön für Kost und Logie zu bezahlen, haben sie vehement abgelehnt. In dieser Kultur ist es noch üblich, Fremden einfach so Unterschlupf zu gewähren.

20140506-155109.jpg

Nach dem Check-In im einfachen Lehmhaus der Gastfamilie in Machay sind wir mit dem Jeep bis zum Beginn des Teshiktosh-Trecks gefahren und haben dort noch zwei Esel organisiert. Die Belegschaft für unsere kleine Expedition war nun komplett.

20140506-155254.jpg

Es gab dann noch ein klitzekleines Kommunikationsproblem („The Teshiktosh hike takes us about one hour. Maybe two hours.“). Die Wanderung hat insgesamt 6 Stunden gedauert, ging fast ausschließlich steil bergauf und in der zweiten Hälfte nur über unbefestigte Wege und über riesige Felsen! Alles in Allem war der Hike eine positive Überraschung – wenn auch sehr anstrengend. Zwischendurch gab es einen kurzen aber heftigen Schauer. Wir fanden Zuflucht unter einem Felsüberhang und konnten unsere durchnässten Klamotten an einem spontan angezündeten Lagerfeuer trocknen. Danach ging es weiter mit der wichtigen Information „Only three minutes until we resch Teshiktosh!“. Die 3 Minuten waren dann doch 30 Minuten und zeigten erneut, dass Entfernungen und Zeiträume in Usbekistan offensichtlich in anderen Dimensionen gemessen werden. Oder Usbeken haben einfach eine anderes Zeit-Verständnis.

Teshiktosh wurde in unseren Reiseführer Lonely Planet übrigens quasi nur in einem einzigen Nebensatz erwähnt. Es kommen monatlich durchschnittlich nur knapp 2 bis 10 Touristen hier her. Teshiktosh bedeutet in etwa „Loch im Felsen“ und besteht aus drei Höhlen, in denen Überteste von Neandertaler gefunden wurden. Die dritte Höhle ist am eindrucksvollsten, da sie einen Ausgang nach oben hat, den man mit einer Kletterpartie erreichen kann.

20140506-155631.jpg

Die Ausblicke während der Wanderung waren atemberaubend und eine Entschädigung für schmerzende Füße!

20140506-155846.jpg

Achso, bezahlt haben wir für den gesamten Ausflug 150.000 Som (40€) für den Fahrer, der sicherlich dem Guide etwas davon abgeben hat. Die Dolmetscherin wollte knapp 10€. Wir hätten auch das Doppelte bezahlt – denn der Trip war definitiv das bisherige Highlight! Für den Hike benötigt man definitiv einen Guide und als Dolmetscher (falls sie zufällig gerade in Boysun ist) beziehungsweise als Organisator können wir Munis (+998 946756304 oder +998 944661868) wärmstens empfehlen.